Der arabische Strauß


(nach: Alfred Brehm: Brehms Tierleben, 1863)


lebt am Wüstenrand;
steckt er seinen kleinen, platten Kopf in den Sand,
nehmen mit 80Km/h
seine Gedanken Reißaus.

Meist sind das nicht viele,
denn der Strauß gehöret wohl
zu den dümmsten, geistlosesten
Vögeln die es gibt.

Er folgt blindlings den augenblicklichen
Impulsen seines schwachen Gehirns
und lässt selbst von ihm ganz ungefährlichen
Tieren sich aus der Fassung bringen.

Dabei hat er, den großen, glänzenden Augen
und schlappen Flügeln zum Trotz,
in den Krallen seiner Zehen
eine fürchterliche Waffe.

Und man sah schon einen Straußenvogel
sich mitten zwischen Schienen stellen
und heben den Fuß zum Tritt
gegen einen heranrasenden Schnellzug…

Der Strauß hat einen unwiderstehlichen Drang
nach allem zu hacken, was ihm vor den Schnabel kommt
und würgt alles ihm Erreichbare hinab,
bis zum unverhofften Suizid.

Wer einen Strauß besitzt, der suche
daher immer zuerst im Straußenkot
nach einem vermissten Gegenstand.
Kleine Tiere kümmern Strauße kaum,

doch geraten sie in Erregung, versuchen
sie an ihnen ihr Mütchen zu kühlen,
misshandeln sie ohne Grund
oft auf das abscheulichste.

Züchtigungen schrecken sie zwar
für den Augenblick, aber bessern sie nicht.
Sie fürchten die Peitsche nur
solang sie dieselbe fühlen.

Die Gefangenschaft erträgt der Strauß,
falls er Raum hat, ohne Kummer.
Auch wenn man die erwachsenen Vögel
jeden achten Monat ihrer Federn beraubt.

Junge Strauße haben ein höchst zartes,
wohlschmeckendes Fleisch;
das der älteren ist härter,
dem Rindfleische ähnlich…


Lebte auf der arabischen Halbinsel und im Nahen Osten. Ist seit 1966 infolge der Jagd nach Federn und Fleisch ausgestorben.

Aus: Neun Vögel. Sehr frei nach Brehm. Diese Vögel wurden alle in Brehms Tierleben von 1863 beschrieben und sind seitdem von der Erde und ihren Himmeln verschwunden.

The Arabian Ostrich


(after: Alfred Brehm: Life of the Animals, 1863)


lives at the edge of the desert;
if it puts its flat, little head in the sand
its thoughts escape
at some sixty miles per hour.

Though usually there aren’t many
in the first place,
the ostrich being counted among
the stupidest, most mindless of birds.

It blindly follows the sudden inclinations
of its weak brain
and even animals entirely harmless to it
can send the ostrich into a panic.

And all the while, notwithstanding
its enormous, shiny eyes and flabby wings,
it harbours in its toe claws
a terrible weapon.

An ostrich has even been observed
standing in the middle of the rails
lifting its foot to kick
an onrushing express train ...

This bird has an irresistible urge to hack
at anything within reach of its beak
and to gulp down whatever it can,
turning some suicidal.

Whoever owns an ostrich then
is advised to always inspect
its droppings first
for any missing item.

Ostriches usually are indifferent
to smaller creatures; but when agitated,
they will calm their nerves by mistreating them
in most abominable ways.

Although punishments do scare them
momentarily,
they never are improved by them
fearing the whip only when they feel it.

If it has space, the ostrich endures
captivity without grief.
Even though the bird is robbed
every eight months of its feathers.

Young ostriches have a most tender,
savoury meat;
the meat of older ones is tougher,
similar to beef …

The Arabian Ostrich lived on the Arabian Peninsula and in the Near East. By 1966 it was extinct through hunting.

From: Nine Birds. These birds, described in Brehms Tierleben (Life of the Animals) by Alfred Brehm, have all disappeared from the Earth and its skies since this multivolume classic of natural history was published in 1863.


Posted: Fri 13 Sep, 2019