Selbstbildnis in Schwarzweiß


Die Dinge über die ich nicht spreche,
ziehen die Fäden meiner Träume
und spielen selbst die Nebenrollen,
die der Handlung die Atmosphäre
eines Thrillers verleihen;
sie knabbern wie glühende Würmchen
an meinen Nerven
und nähren meinen Boden mit Fragmenten
des halbverdauten Verlangens nach Sinn.

Die Dinge die ich verschweige
spitzen die Ohren wie junge Wölfe,
die zum ersten Mal
das Röhren eines Hirsches hören;
sie winken so wie Unbekannte
auf dem Bahnsteig, auf der Straße,
mit verlegenem Lächeln;
sie tanzen nachts – die berühmten Gespenster –
auf dem Friedhof meiner Eitelkeit;
sie belauschen mich gern.

Alles was ich nicht sage,
manipuliert mindestens einen
meiner zweihundert Schatten;
es wächst in dem verwilderten Garten,
den ich nur besuche wenn ich zu mehr
als zwei Dritteln melancholisch bin;
es baut an einem Haus für meine Wölfe
und fuchtelt mit riesigen Spiegeln
ohne mich zu sehn.



Aus: Wolves, Dreams, Transformations, Aruno Publications, 2013.
Posted 17.11.2009

Self-Portrait in Black & White


The things I do not talk about
move the puppets in my dreams
and play the minor parts that give the plot
the taste of a thriller;
they nibble like glowing worms
on my nerves,
and nurture my soil with fragments
of the half-digested desire for meaning.

The things I keep silent about
prick their ears like young wolves
when they hear a stag’s bell
for the first time;
they wave like strangers
on the platform, in the street,
with embarrassed smiles;
they dance at night – the famous ghosts –
in the cemetery of my pride;
they love to spy on me.

All the things I do not say
manipulate at least one
of my two hundred shadows;
they grow in the abandoned garden
that I only visit when I am more
than two thirds melancholic;
they are building a house for my wolves
and wave about with giant mirrors,
ignoring my presence.



From: Wolves, Dreams, Transformations, Aruno Publications, 2013.


Posted: Tue 17 Nov, 2009